Mehr Staat - weniger Arbeit

Über die Analyse der Höhe der Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland sind sich alle Experten einig, jedoch bei der Therapie gehen die Meinungen weit auseinander. Die einen beklagen, daß der allmächtige Staat die Marktkräfte systematisch behindert, die anderen fordern höhere Staatsausgaben, um so die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt anzukurbeln. Das zweite ist offensichtlich die Politik der neuen Bundesregierung. Tatsächlich ist es aber so, daß die Erfahrungen weltweit lehren, daß neue Jobs gerade da entstehen, wo der Staat sich zurücknimmt.

Keynesianisch orientierte Ökonomen rufen derzeit laut nach höheren Staatsausgaben. Diese sollen der Konjunktur den entscheidenden Schub verleihen und so die Arbeitslosigkeit verringern. Tatsächlich ist es jedoch so, daß mit steigender Staatsquote und stärkerer Einmischung des Staates in die Wirtschaft die Arbeitslosigkeit kontinuierlich sich verfestigte.

Ganz grundsätzlich wirken höhere Staatsausgaben auf den Arbeitsmarkt nur dann positiv, wenn die Beschäftigungsprobleme konjunkturabhängig sind. Für die Bundesrepublik Deutschland stellte jedoch die OECD in einer Untersuchung fest, daß 85 % der Arbeitslosigkeit strukturelle Ursachen haben und keine konjunkturellen . Z.B. die Qualifikation vieler Arbeitnehmer ist nicht ausreichend und entspricht nicht den Bedürfnissen der Unternehmen. Dies hat zur Folge, daß trotz 4 Millionen Arbeitslosen viele ausgeschriebene Stellen nicht besetzt werden können. Auf der anderen Seite haben Beschäftigungsprogramme für Erwerbslose keinerlei Vorteile, obwohl der Steuerzahler es bezahlen muß.

Leider feiert seit 1960 die Verteilungspolitik immer fröhlichere Urständ. Die Staatsausgaben sind nahezu immer schneller gewachsen als das Sozialprodukt. Die Staatsverschuldung ist seit dieser Zeit kontinuierlich gestiegen. In guten Zeiten sprach die Regierung einzig von Dämpfung des Schuldenanstieges, jedoch nicht von Schuldenrückzahlung. Der großzügige Ausbau des Sozialstaates hat Formen angenommen, der die Wachstumskräfte der Wirtschaft stranguliert. Für Investitionen in die Wirtschaft blieb immer weniger Geld übrig. Seid 1960 haben sich die öffentlichen Investitionsausgaben in Prozenten des Bruttoinlandsproduktes (BIP) nahezu halbiert.

Demgegenüber haben sich die staatlichen Sozialtransferleistungen und Zinsausgaben seit 1960 nahezu verdoppelt. Staatsausgaben, die über Kredite finanziert werden, schaffen langfristig jedoch mehr Probleme als sie lösen können. Die steigende Zinsbelastung hat Bund, Ländern und Gemeinden mittlerweile schon so stranguliert, daß für die Stärkung der Wirtschaft und zur Belebung des Arbeitsmarktes kein Geld mehr da ist. In allen Ländern, in denen in der Vergangenheit der Abbau der Staatsschulden in Angriff genommen wurde, verbesserte sich auch die Arbeitsmarktlage.

Deshalb kann es nur eine Forderung geben, die allerdings in diametralem Gegensatz zur Politik des jetzigen Finanzministers steht: runter mit der Staatsquote, runter mit der Steuer- und Abgabenbelastungen, damit den Bürgern wieder mehr Spielraum für wirtschaftliche Eigeninitiative eingeräumt wird.

Fazit: In der Steuer- und Finanzpolitik ist diese Regelung meilenweit von diesen Forderungen entfernt.


Eckhard Brüggemann (8.11.1998)



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